125 Jahre Rathaus

Sie lesen den Originaltext

Vielen Dank für Ihr Interesse an einer Übersetzung in leichte Sprache. Derzeit können wir Ihnen den Artikel leider nicht in leichter Sprache anbieten. Wir bemühen uns aber das Angebot zu erweitern.

Vielen Dank für Ihr Interesse an einer Übersetzung in Gebärden­sprache. Derzeit können wir Ihnen den Artikel leider nicht in Gebärdensprache anbieten. Wir bemühen uns aber das Angebot zu erweitern.

Hamburgs größter Kunstskandal

Psst: Im Rathaus hängen viele Portraits ehemaliger Bürgermeister. In der Vergangenheit löste eins einen regelrechten Kunstskandal aus.

Beim Rundgang durchs Rathaus fallen sie auf: Ob im Bürgermeistersaal, im kleinen Sitzungszimmer oder auf den langen Fluren: Überall findet man Portraits ehemaliger Hamburger Bürgermeister. In der Stadt ist es eine gute Tradition, dass der Senat von jedem Bürgermeister ein Portrait anfertigen lässt. Aufgehängt werden sie allerdings erst nach dem Tod oder zum 100. Geburtstag des früheren Regierungschefs. Es ist über die Jahrzehnte eine Mischung sehr unterschiedlicher Bilder entstanden, denn jeder Bürgermeister darf Kunststil, Farben und Art des Gemäldes selbst auswählen. Hier ist nach und nach eine Portrait-Sammlung gewachsen, die so verschieden ist, wie die Bürgermeister der Stadt es waren.

Der Kunstskandal um Max Liebermann
 

Carl Friedrich Petersen war in den 1870er Jahren mehrfach Hamburgs Erster Bürgermeister. Mit der Auswahl des Künstlers Max Liebermann (1847-1935), der ihn 1891 portraitieren sollte, begann einer der größten Kunstskandale der Hamburger Geschichte. Zum Zeitpunkt der Anfertigung des Portraits war Carl Friedrich Petersen bereits 82 Jahre alt. Bei der Übergabe des fertigen Portraits war der ehemalige Bürgermeister sehr unzufrieden. Er ließ verkünden, dass dieses Portrait von ihm unter keinen Umständen aufgehängt werden solle. Petersen fühlte sich nicht würdevoll genug als Repräsentant der Stadt dargestellt. Das Gemälde zeigte den ehemaligen Bürgermeister in seiner schwarzen Ratsherren-Robe mit Halskrause leicht nach vorne gebeugt. Seine schlichte Kopfbedeckung hält er, unter den Arm geklemmt.

Max Liebermann, einer der größten deutschen Impressionisten, ließ die Anschuldigungen an sich abprallen. Doch der Wunsch von Petersen wurde erfüllt und das Portrait verschwand zunächst im Archiv. Allerdings gab es mit Alfred Lichtwark, dem damaligen Direktor der Hamburger Kunsthalle, einen starken Befürworter der Kunst Liebermanns und dieses Portraits. Lichtwark suchte nach Wegen, um das Petersen Portrait in der Kunsthalle präsentieren zu können, und fand tatsächlich eine Lösung. Im Kupferstichkabinett der Kunsthalle wurde das Petersen- Portrait hinter einem Vorhang gezeigt. Ab 1903 dann sogar - nach der Entscheidung einer eigens dafür einberufenen Kommission - auch ohne Vorhang. Das Publikum war begeistert, von einer Kritik an Liebermann war anschließend weit und breit keine Rede mehr.

Übrigens: Wer beim Rundgang durchs Rathaus im Vorzimmer des Bürgermeisteramtszimmers ein Petersen-Portrait gemalt von Max Liebermann entdeckt, sollte sich nicht wundern. Dieses Portrait zeigt den Enkel von Carl Friedrich, Carl Wilhelm Petersen, ebenfalls Erster Bürgermeister Hamburgs. Dieser Carl Wilhelm Petersen war im Gegensatz zu seinem Großvater allerdings sehr zufrieden mit seinem Portrait.