125 Jahre Rathaus

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Ein Hamburger kniet vor niemandem

Psst: Um den Satz "Ein Hamburger kniet vor niemandem" erzählt man sich verschiedene Geschichten, die ihren Schauplatz allesamt hier im Rathaus haben.

Der Grundsatz „Ein Hamburger kniet vor niemandem“ ist in Hamburg ein geflügeltes Wort. Doch woher stammt dieser Spruch? Darum ranken sich verschiedene Legenden.

Der Festsaal ist der mit Abstand größte Raum im Hamburger Rathaus. Hier finden Empfänge und große Veranstaltungen wie das historische Matthiae-Mahl statt. Den Saal zieren deckenhohe Gemälde, auf denen die Geschichte der Stadt dargestellt ist, von der Zeit der Besiedlung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Gesegnetes Gras

Eines der Bilder zeigt die Christianisierung Hamburgs: Im 9. Jahrhundert kam Bischof Ansgar in das noch dörfliche Hamburg, um die dort lebenden Menschen zu bekehren. Auf dem Gemälde im Festsaal steht Bischof Ansgar vor einer Gruppe Menschen. Mit einer segnenden Handbewegung deutet er vor sich in Richtung Boden. Doch dort, wo er hinzeigt, ist nichts – außer Gras.
Der Maler Hugo Vogel malte das Wandgemälde zwischen 1902 und 1909. Ursprünglich sollte vor Ansgar ein Hamburger knien, der vom Bischof getauft wird. Doch der Rat lehnte den Entwurf ab: Ein Hamburger stehe immer aufrecht und knie vor niemanden, auch nicht vor gekrönten Häuptern oder einem Priester! Vogel entfernte laut Geschichte daraufhin den knienden Täufling. Übrig blieb die Lücke auf dem Bild.

Trennendes Portal

Ob diese Geschichte stimmt ist jedoch unklar. Denn es existiert noch eine andere, viel banalere Version: Direkt unter dem Bild von der Christianisierung Hamburgs führt ein großes Marmorportal in den Turmsaal. Ursprünglich sollte der Durchgang so hoch werden, dass er bis in das Gemälde ragte und die Lücke überdeckte. Doch der Maler Hugo Vogel setzte sich dafür ein, dass das Turmportal niedriger gebaut wurde. So wurde die Lücke im Bild sichtbar.

Hanseatischer Stolz

Noch eine aktuellere und sogar belegte Geschichte gibt es rund um den Satz. Im Jahr 2003 wurde in Hamburg heftig über den Staatsvertrag zwischen der Stadt Hamburg und der Nordelbischen Evangelischen Kirche diskutiert. Ein Staatskirchenvertrag regelt das Verhältnis zwischen Staat und Kirche. Der damalige Innensenator Ronald Schill von der rechtspopulistischen PRO-Partei lehnte einen Staatsvertrag ab und begründete das mit den Worten: „Ein Hamburger kniet vor niemandem nieder, auch nicht vor der Kirche!“
So ernst nehmen nicht alle Hamburgerinnen und Hamburger den Leitsatz. Als Symbol für den hanseatischen Stolz gilt er allerdings für viele bis heute.